Küchenplaner: Wem gehört der Küchenplan?
In dieser Rubrik lasse diesmal die Händlerseite (ein Küchenplaner) zu Wort kommen – weil er so nett darum gebeten hat. Er schreibt per E-Mail:
Betreff: Diabolisierung des Küchenplaners
Guten Tag Herr Günther, sehr löblich, den Verbraucher aufzuklären und an den wachen Verstand zu appellieren. Das unterstütze ich. Ich bin Dipl.-Designer, meine Eltern betreiben ein Küchenstudio mit Tischlerei. Ab und zu, wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, greife ich ihnen im Geschäft unter die Arme und berate Kunden zur Küchenplanung. Es ist ganz toll, wenn sich der Kunde schon mit seiner Planung auseinandergesetzt hat und ungefähr weiß, was er will. Aber:
Es ist ein Graus und zwar vor allem zum Nachteil des Kunden, wenn er mit dem oft allzu offensichtlichen Hintergedanken „die wollen mir doch hier nur was Teures verkaufen!“ mit den geballten Fäusten in der Tasche zum Planungsgespräch antritt. Als versierter Küchenplaner habe ich das schon oft erlebt. Der Kunde ist dermaßen misstrauisch, dass er sich gegen jede neue Idee, und sei der Vorschlag noch so praktisch und sinnvoll, mit Händen und Füßen wehrt, als wolle man ihm was Böses.
Dabei kann ich von meiner Person mit Sicherheit behaupten, dass ich stets mit Leidenschaft und Idealismus versuche, aus Millionen von Möglichkeiten genau die Lösung zu finden, die den Bedürfnissen des Kunden entsprechen – schließlich steht so ’ne Küche dann auch ein paar Jahrzehnte. Da sollte die Planung schon sehr genau überlegt sein. Und:
Eine solche Planung, die nach genauer Befragung (selbst dagegen wehren sich manche Kunden – wie soll man dann eine sinnvolle Planung machen?) und intensiver Zusammenarbeit mit dem Kunden entsteht, ist eine Leistung. Eine kreative Arbeitsleistung von mehreren Stunden. Und das ist erst der erste Entwurf.
In der Regel lege ich dem Kunden drei bis vier Entwürfe vor. Die Kunden erscheinen zu mehreren Terminen, davon meist ein Termin vor Ort … und dann können Sie sich vielleicht vorstellen, dass ich schon enttäuscht bin, wenn ich mir so viel Arbeit und Mühe gemacht habe und der Kunde dann (hinterher!) sagt: „Danke für die tollen Ideen! Tolle Planung! Aber ich wollte nur Preise vergleichen.“
Dann geht er mit meinem geistigen Eigentum, was ich ihm selbstverständlich kostenlos zur Verfügung stelle, zum Kaufhaus XY. Der Verkäufer hackt die Planung in fünf Minuten in den Rechner, nimmt vielleicht einen günstigeren Hersteller oder den gleichen Hersteller in der niedrigeren Preisklasse oder lässt hier und da vielleicht eine Schublade weg (Sie kennen die Möglichkeiten). Und weil es so schnell ging, gibt’s noch’n Rabatt und ich sehe den Kunden nie wieder. Bin ich selbst schuld?
Andersherum habe ich es auch schon mehrmals erlebt, dass für Kunden, die offen und mit etwas Vertrauen entgegengekommen sind, am Ende praktischere und preisgünstiger Planungen realisiert werden konnten. Warum schreibe ich Ihnen das? Ich möchte Sie bitten, auf Ihrer Homepage darauf hinzuweisen, dass für eine gute Küchenplanung, an der alle, Kunde und Verkäufer (Mund-zu-Mund-Werbung) nachhaltig Freude haben, gegenseitiges Vertrauen und Ehrlichkeit unabdingbar sind. Denn Küchenplanung ist Teamarbeit, kein (Preis-)kampf!
Ich antwortete:
„Hallo, danke für Ihre Gedanken und für Ihren Appell an Ehrlichkeit und Vertrauen beim Planungsgeschäft. Ich kann Sie verstehen, ich kann Ihnen aber in wesentlichen Punkten nicht zustimmen. Ein potenzieller Küchenkunde ist deshalb misstrauisch, weil er entsprechende Erfahrungen gemacht hat. Wer nun soll das Misstrauen ab- und Vertrauen wieder aufbauen?
Sie natürlich (Küchenplaner, -Berater, -Verkäufer), der ihm eine Küche verkaufen möchte! Das ist Ihre Arbeit, bevor Sie an die Planung gehen. Da müssen Sie sich was einfallen lassen.
Und dann Ihre Aussage, der Küchenplan sei Ihr geistiges Eigentum. Das wäre er, wenn Sie losgelöst von jeder Beratungs- und Verkaufsszenerie eine Küche im stillen Kämmerlein für sich allein planen würden. Dann wären Sie auch für mich einziger Urheber dieses geistigen Produkts. So läuft das aber doch nicht.
Sie sagen selbst, Küchenplanung sei Teamarbeit. Jawohl! In dieses Team bringen Sie als Planer Ihre Planungsintelligenz ein und der Kunde bringt sein Eigentum ein. Nämlich die Daten über seine Küchenwände und weitere Daten und Vorstellungen über seine Küche. Ferner wendet der Kunde in der Regel genau so viel Zeit für das Projekt auf wie Sie. Und das Ergebnis dieser Gemeinschaftsarbeit, der Küchenplan, soll dann plötzlich nur Ihnen allein gehören?
Nie und nimmer. Der Plan gehört genauso gut dem Kunden. Meines Erachtens hat er einen Anspruch auf Herausgabe des Planes und kann damit machen, was er will.
Natürlich können Sie mit Ihren Kunden auch einen Planungsvertrag abschließen und Geld dafür verlangen, wie es inzwischen viele Küchenmöbler tun. Clevere Küchen-Käufer allerdings werden sich auf so etwas nicht einlassen.“
TV-Küchenexperte Heinz G. Günther mahnt:
"91,4% aller Küchenkäufer:innen zahlen zu viel oder verlieren schlimmstenfalls sogar Geld, weil Sie diese 11 Tricks der Händler nicht kennen und die Warnsignale völlig ignorieren." Mehr erfahren...
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